Wagyu-Stall Huemer
Neubau
2016-2018
Ort: Atzbach
Bauherr/in: Hubert und Diana Huemer
Auf einem der sanĀften Hügel des Hausrucks mit Blick bis zum Traunstein steht der neue Stall für Wagyu Rinder des landwirtschaftlichen Betriebes der Familie Huemer. Hier wird die ursprünglich aus Japan stammende Rinderrasse mit groĆer Sorgfalt in Einklang mit der Natur aufgezogen - der Wagyu-Stall bietet den Tieren Schutz vor der Witterung.
Vom Baum zum Schnittholz
Bauliches Ziel des ungewƶhnlichen Rinderstalls war das optimale Einsetzen von Holz ā von der persƶnlich erfolgten Selektion der BƤume im Wald, über den Schnitt im SƤgewerk bis hin zum Einbau auf der Baustelle.
SƤmtliches im Stall verarbeitetes Holz besteht aus im Hausruckviertel gefƤllten Fichten und Tannen. Es ist kernfrei geschnitten und umfasst Balken-Dimensionen von 16 auf 36 cm bei LƤngen von bis zu 9m. Das Ausreizen und Ćberschreiten von durch die Industrie vorgegebenen Grenzen in der Dimensionierung der Holzbalken spielte in der Ausführung eine wichtige Rolle. So stellt das GebƤude gewissermaĆen die Antithese zu zeitgenƶssischen Holzverarbeitungstechniken dar, welche das Material erst klein schneiden, um dieses dann in Verbindung mit Bindemittel in einen unendlich dimensionierbaren Werkstoff zu verwandeln. Im Gegensatz dazu schƶpft die technische Ausführung des Wagyu-Stalls sowohl das Wissen um das Material wie auch traditionelle oberƶsterreichische Zimmermannshandwerktechniken voll aus, ohne dabei die Grenzen des Schnittholzes aus den Augen zu verlieren.
Ein Schirm, der zwei Welten umspannt
Das architektonische Konzept des Stalls orientiert sich an den Tieren, welche dieser beherbergt. Wie das Wagyu Rind selbst steht der Stall sicher am Hang, etwas geduckt, mit starkem Kƶrper auf festen Beinen und ist dennoch weich und beweglich. Um einen maximalen Bewegungsfreiraum der Rinder wie auch die Durchfahrt mit dem Traktor im Erdgeschoss zu ermƶglichen, erfolgt die statische Aussteifung des Stalls über das Dach und das obere Tragwerk. Die Stützenstiele im ErdgeschoĆ sind in Betonfundamente eingespannt und tragen zur dynamischen Steifigkeit der Konstruktion bei. Die hierbei entstehende Gestik des GebƤudes erinnert an traditionell-japanische Bauweisen, welche eine groĆe Luftigkeit der bodennahen GeschoĆe durch ausgeklügelte Dachkonstruktionen ermƶglichen. In Kombination mit verfeinertem, ƶsterreichischem Zimmermannshandwerk entsteht ein GebƤude, in dem sich die Rinder frei bewegen kƶnnen. AuĆen- und Innenraum greifen bei Schƶnwetter uneingeschrƤnkt ineinander, wƤhrend bei starker Witterung Tore zwischen die Stützen geschoben werden kƶnnen. So bilden die Verstrebungen im ObergeschoĆ gewissermaĆen die Krone einer schützenden Baumgruppe in der die Wagyu-Rinder Zuflucht vor Wind, Regen und Hitze finden.
Dachhaut und Dachkƶrper
Dominantestes Merkmal des Wagyu-Stalles ist sein Dach. Dieses ist in zwei Ebenen abgesetzt und gewährleistet so die zweifache Durchlüftung des Dachkörpers einerseits oberhalb der seitlichen Dachflügel und andererseits unterhalb des Giebels. Die seitlich angeschleppten Dachflächen wurden von der Familie Huemer in Eigenleistung mit Lärchenschindeln gedeckt. Darüber liegt abgesetzt ein Blechdach. Den Giebel bildet ein lichtdurchlässiges Dreieck aus Echtglas, welches das Gebäude über die ganze Länge hinweg zentral mit Tageslicht versorgt.